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Bekleidungsproduktion Probleme

Was kosten Jeans in der Produktion aus Bangladesh wirklich? Jetzt wollen wir der Billigbekleidung der Discounter auf den Grund gehen und die Herstellungskosten von Jeans aus Bangladesh analysieren. Wie können die Discounter Jeans zu € 9,99 brutto anbieten?

Auf Basis unserer Recherchen in Kombination mit Informationen von Statista, einem Statistikunternehmen aus Hamburg ergibt sich folgende Berechnung für ein paar Jeans aus Bangladesh im Jahr 2013. Die Berechnung ist in Dollar.

Stoffkosten 3,94
Accessoires, Zutaten 1,05
Sonstige produktionsbezogene Kosten 1,13
Produktion inklusive Lohnkosten 0,9
Gewinn der Fabrik 0,26
Hafen-Gebühren 0,2
Seefracht 0,3
Großhändler in Hong Kong 3,15
Finanzkosten 0,07
Discounter-Gewinn 1,47
Marketing Distribution 2,27
Kosten Einzelhandelsgeschäft 3,68

Summen: 

Netto in Dollar $ 18,42 (ca. € 13,60)

Bruttopreis € 16,19

Selbst ohne Marketing sind es $ 16,15 netto (€ 11,96 netto) = € 14,23 brutto

Der Spiegel zitiert dazu Gisela Burckhardt von der “Kampagne für Saubere Kleidung” (CCC). “Weil die Discounter ihre Waren hier in Deutschland zu absoluten Billigpreisen anbieten wollen, üben sie enormen Druck auf die Hersteller aus. Und das führt dazu, dass die Arbeiter in den Produktionsländern unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen

Es soll nach CCC so sein, dass in deren Studie aus 140 Arbeiterinnen nur sechs über einen Arbeitsvertrag verfügten. Die Menschen mussten 9 bis 14 Stunden arbeiten und das in fast allen Fabriken sieben Tage pro Woche, also ohne freien Tag. Überstunden sollen verpflichtend gewesen sein, wurden aber nur unregelmäßig bezahlt. Dabei verdienten mehr als 90 Prozent der Arbeiter weniger als € 29,70 im Monat. Aus unserer Sicht und Recherche ist das viel zu wenig, um leben zu können.

Hinzu kommen die unhaltbaren sozialen Aspekte. Bei Krankheit ist Urlaub zu nehmen und wer nach der Geburt des Kindes wieder kommt, fängt bei seinem Lohn wieder ganz unten an.

Doch kommen wir auf unsere Kalkulation zurück. Wir haben hier einen Preis von € 14,23 brutto ohne Marketingausgaben und von € 16,19 mit Marketing errechnet. Angeboten werden Jeans von Discountern jedoch zu € 9,99 brutto.

Selbst wenn wir Marketing und die Kosten für den Einzelhandel stark reduzieren, kommt man kaum auf diesen Preis. Erst wenn auch der Gewinn stark reduziert wird, ist das Ziel erreicht. Der Gewinn muss rein logisch also fallen und zwar der Gewinn der Exporteure in Hong Kong oder der Gewinn der Fabrik in Bangladesh oder beides. Nur so ist der Preis von € 9,99 brutto zu erreichen.

Und was das für Folgen hat und wen es am Ende trifft, dürfte klar sein. Es werden nicht die Fabrikbesitzer in Fernost sein.

Kommentar:

Es muss jedem Entscheider in der Wirtschaft klar sein, dass es bei solchen Zuständen nicht heißen kann, so viele T-Shirts und Jeans wie möglich für ein Budget einzukaufen.

Es darf nur noch heißen, dass für ein bestimmtes Budget so viel Sozialstandard, wie möglich garantiert werden soll, auch wenn die Menge der Artikel dann geringer ausfällt.

Die Aussage muss also lauten: „Besorgen Sie so viele Jeans wie möglich für dieses Budget und zwar unter Einhaltung dieser Standards, etwa der Mitgliedschaft bei www.FairWear.org. Hier geht es übrigens zum Video von Fair Wear in unserer Rubrik über Soziales.

Was den Verkauf von Billigbekleidung bei den Discountern angeht, so muss sich jeder selbst die Frage stellen, warum wir denn plötzlich Wegwerfkleidung benötigen, anstatt etwas mehr auszugeben aber die Jeans oder das T-Shirt dafür länger zu tragen.

Wir als Anbieter empfehlen Ihnen die Marken, die einen hohen sozialen Standard garantieren können aber entscheiden müssen Sie selbst.

Ja, ein höherer Preis ist keine Garantie gegen Ausbeutung aber eines ist gewiss. Ein Dumpingpreis IST eine Garantie und zwar für die Ausbeutung von Menschen und für eine globale Umweltzerstörung.